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1984 - 1994

Von der Wohnungsmisere in der östlichen Spandauer Vorstadt mit dem Scheunenviertel

 

Das Buch mit 312 Seiten beinhaltet über 350 Schwarz-weiß-Fotos von Klaus Bädicker aus der Zeit von 1984 bis 1994, einen kurzen historischen Abriss zum Scheunenviertel, 42 Archivbilder, viele Kartenausschnitte in den Innenseiten und im Umschlag, Fotos von der Bürgerinitiative Spandauer Vorstadt und von Wohnverhältnissen in der DDR-Zeit, Erläuterungen und kleine Geschichten zu den Häusern, den Straßennamen und –schil-dern sowie eine Übersicht der hier verlegten Stolpersteine.

 

 

Das Scheunenfeld mit 27 Scheunen war ursprünglich auf Anordnung des Kurfürsten 1672 vor den Toren der Stadt angelegt worden. Hier mussten dann auf Anordnung des Königs Friedrich Wilhelm I. aus dem Jahre 1737 vor allem ärmere Juden wohnen. Im 19. Jahrhundert baute man viele dieser Scheunen zu Wohnhäusern um oder riss sie ab, um kleine Häuser dafür zu erbauen.

Anfang des 20. Jahrhunderts ordnete der Magistrat den vollständigen Abriss des Scheunenviertels mit mehr als 100 Häusern zwischen Linien-, Hirten-, Füsilier- und

Bartelstraße an. Die hier wohnenden Menschen zogen jetzt zumeist in die angrenzenden Straßen über die Grenadier- und Dragonerstraße hinaus um. Das freie Areal wurde 1913 zum Bauplatz der Volksbühne mit dem sie umgebenden dreieckigen Bülowplatz.

Der Name „Scheunenviertel“ verlagerte sich auf das Quartier um die Grenadier-, Stein- und Mulackstraße. In den folgenden Jahrzehnten zogen weitere jüdische Menschen aus Osteuropa hierher zu Verwandten oder Bekannten. Ein Ghetto ohne Grenzen entstand. Aber auch einfache Arbeiter, Angestellte, Kaufleute und etliche Prostituierte wohnten weiter im Viertel.

Den Nationalsozialisten war diese Gegend ein Dorn im Auge, sie wollten zudem ganz Berlin judenfrei machen. Nach und nach deportierten sie die jüdischen Menschen in Konzentrationslager und ließen sie dort ermorden.

Von den nach dem II. Weltkrieg kaum verbliebenen Spuren jüdischen Lebens wurde in der Almstadtstraße im Jahre 1985 die letzte Inschrift koscher am einstigen Restaurant der Familie Süßapfel während der Modernisierungsarbeiten überstrichen.

 

Da in der DDR bisher im Scheunenviertel nie wirklich deutliche Verbesserungen an den Häusern vorgenommen hatte, wurden die Wohnverhältnisse weiter durch marode Dächer, undichte Fenster und Außentoiletten beeinträchtigt. Hier zu wohnen war mehr als deprimierend. In den 1960er Jahren gab es außerdem erste Planungen, dieses Gebiet vollständig abzureißen und dafür Neubauten zu errichten. Die zu erwartenden hohen Kosten erübrigten diese Absicht schnell wieder.

Ende 1989 beschloss der Magistrat ein Konzept, die Mulackstraße und die sie umge-benden Straßen im Nachhinein der Erfüllung des Wohnungsbauprogramms erst ab 1991 zu modernisieren. Dabei wären beispielsweise in der Mulackstraße nur drei Altbauten erhalten geblieben, alle anderen wären abgerissen und dafür Plattenbauten errichtet worden. Dagegen protestierte die sich im Oktober 1989 bildende Bürgerinitiative Span-dauer Vorstadt und verhinderte die Ausführung dieser Planungen, stoppte erste geplante Sprengungen.

1991 wurde die Spandauer Vorstadt dann zum Flächendenkmal erklärt. Inzwischen  sind die meisten Altbauten mehr als einmal saniert und bisher 48 Neubauten auf den Grund-stücken entstanden, die als Kriegslücken nur mit Baracken bebaut, Garagenstellplätze oder Lagerflächen waren.

 

Klaus Bädicker, Jahrgang 1945, Dipl.-Ing., Studium an der HAB Weimar,

seit 2005 in Rente,

arbeitete seit 1971 an der Bauakademie der DDR im Institut für Wohnungs- und Gesellschaftsbau und seit 1984 bei der KWV Kommunalen Wohnungsverwaltung Berlin-Mitte im Informationszentrum für Modernisierung und ab 1990 bei der WBM Wohnungs-baugesellschaft Berlin Mitte in der Abt. Öffentlichkeitsarbeit.

 

Bisherige Publikationen:

Vorstadtsalat 2001,

Gerade zur Krummen zieht´s ihn, die Sophienstraße und ihre Umgebung 2014,

Wende und Wände 2018,

Buchstabenfabrik 2019,

mehrere Foto-Ausstellungen

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

25,- €